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Dick Pope: «Einheitlichkeit erhalten, während die Geschichte vorangeht»

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Jeder Blick ist anders: Dick Pope kommt als Kameramann vom Dokumentarischen her. In den 1960er und 70er Jahren drehte er für für die BBC und andere Kanäle auf der ganzen Welt, zumeist auf 16 Millimeter und in kleinem Team. Über Musikdokumentationen und TV-Movies kam er zum fiktionalen Genre und wurde vor allem durch seine Arbeit als Cinematographer von Mike Leigh bekannt – mit SECRETS & LIES, ALL OR NOTHING, VERA DRAKE, HAPPY-GO-LUCKY und zuletzt ANOTHER YEAR, um nur ein paar Titel – allesamt mehrfach preisgekrönt – zu nennen.

Auf die Frage, wie er mit Mike Leighs sehr spontaner Art zu drehen umgehe, antwortete er unter anderem:

« … die größte Schwierigkeit liegt darin, über den ganzen Film eine Einheitlichkeit zu erhalten, während die Geschichte vorangeht und Form bekommt. Das ist umso schwieriger, da wir nicht im Studio arbeiten und die natürlichen Lichtverhältnisse sich ständig ändern. Da muss man immer wieder die richtige Dosierung finden, um eine Kontinuität aufrechtzuerhalten, ohne dass die hinzugefügten Lichtquellen künstlich wirken. Bei all dem hat Mike sehr viel Respekt für die Arbeit der Schauspieler. Seine Disziplin in dieser Hinsicht hat mich stark beeinflusst, und das ist auch der Grund, warum ich von meiner Position hinter der Kamera aus immer versuche, zu dieser zurückhaltenden und der Konzentration zuträglichen Atmosphäre beizutragen. An einer solchen Haltung orientiere ich mich ebenfalls bei der Auswahl von Lichtquellen, Objektiven und Zubehör … »

Den Hintergrund der Arbeitsweise dieses Regisseurs, mit dem er bislang neun Spielfilme gemacht hat, erklärt er so:

« … Man kann bei all diesen Filmen von Mike sehen, dass er sehr eng und intensiv mit den Schauspielern arbeitet und diese ihm total vertrauen. Sobald die Kamera läuft, verkörpern sie buchstäblich die Figuren, die sie spielen, und erfüllen sie, von der vorher gemachten Arbeit profitierend, mit Leben. Für mich besteht die Herausforderung dabei darin, dass ich eine Umgebung für ihr Spiel schaffe, und das alles in einer realistischen Lichtstimmung. Die Idee dabei ist, dass die Zuschauer in das Leben der Darsteller förmlich hineingezogen werden sollen, ohne dass die Aufmerksamkeit etwas Bestimmtes, was störemn würde, gelenkt wird – ganz anders als es bestimmte ‹schlaue› Filmemacher mit einem Haufen von Kunstgriffen zu erreichen versuchen. Daher dreht Mike seine Filme auch an realen Motiven, die passend zu den Figuren ausgesucht werden. Genauso läuft es bei der Entscheidung, ob Statisten dabeisein sollen oder nicht, was jedes Mal neu und eingehend diskutiert wird … »

Jim Broadbent, Lesley Manville und Ruth Sheen (v.l.n.r.) in ANOTHER YEAR. Foto: Diaphana Films.

Das ganze Interview mit dem Cinematographer Dick Pope hat François Reumont im Mai 2010 in Cannes geführt, als dort ANOTHER YEAR lief. Es ist bei uns in Heft 2/2011 erschienen.

Dick Pope, Jahrgang 1947, stammt aus Bromley in der englischen Grafschaft Kent. Beim Kamerafestival Plus-Camerimage hat er bereits zweimal den Goldenen Frosch gewonnen (mit SECRETS & LIES und VERA DRAKE) und dort 1999 auch den Regie-Kamera-Duo-Preis zusammen mit Mike Leigh. In den USA hat er unter anderem auch für die Regisseure Richard Linklater und Jill Sprecher gearbeitet. Er ist Mitglied der British Society of Cinematographers (BSC).

Fotos:

1 – Dick Pope im Dezember 2010 in Bydgoszcz, Polen, beim Plus-Camerimage-Festival, fotografiert von Sabine Felber ©.

2 – Jim Broadbent, Lesley Manville und Ruth Sheen in ANOTHER YEAR, © Diaphana Films.

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